Agua de Panela – mehr als nur ein traditionelles Getränk

Wer in Kolumbien lebt, kommt früher oder später in den Genuss Agua de Panela zu trinken. Vor allen Dingen in ländlichen Regionen wird das kalorienhaltige Getränk, welches aus Zuckerrohr hergestellt wird, fast zu jedem Essen angeboten. Mit Limettensaft zubereitet, verliert das karamellartige Wasser schnell seinen süssen Geschmack und wirkt sogar regelrecht erfrischend.

Herstellung von Vollrohrzucker

In vielen Gegenden Kolumbiens leben die Bauern bis heute überwiegend vom Zuckerrohranbau. Beste Beispiele hierfür sind sowohl das im Süden an die Kaffee-Region “Eje Cafetero” anschliessende Bundesland Valle del Cauca, als auch die tiefen Bergtäler rund um San Agustin. Wer während eines Ausfluges in der Nähe des kleinen Bergdorfes Gefallen daran findet, eine Zuckerrohr verarbeitende Finca aufzusuchen und den Verarbeitungsprozess aus erster Hand kennenzulernen, der muss nur am Horizont nach einem rauchenden Schornstein suchen – schüchterner Qualm am Himmel kündigt schon von weitem an, wo Panela hergestellt wird.

Zur traditionellen Herstellung des beliebten Lebensmittels wird der aus der Zuckerrohrpflanze gepresste Saft zunächst in riesigen Kupferwannen eingekocht, um so nach und nach den Wassergehalt zu reduzieren. Die daraus gewonnene Melasse wird anschliessend in runde oder rechteckige Formen gegossen und getrocknet.

Da bei der Herstellung von Panela auf chemische Mittel verzichtet wird, behalten die überwiegend ziegelförmigen Blöcke aus Vollrohrzucker ihre natürlichen Inhaltsstoffe wie Vitamine (A,B,C,D,E) und Mineralien (Calcium, Kupfer, Kalium, Phosphor, Eisen, Magnesium und Zink). Der Mineralienbestand ist daher auch rund 50-mal höher als der des raffinierten Zuckers. Dass Panela ein ausgesprochen gesundes Nahrungsmittel ist, scheint daher nur logisch. Und wer deshalb – was in Kolumbien häufig ausgesprochen üblich ist – seiner morgendlichen Agua de Panela noch ein paar kleine Käsestücke hinzufügt, der kann damit für den Rest des Tages nur bestens gerüstet sein. Nicht umsonst, so erzählt man sich weltweit unter Alpinisten, hatte sich Fernando González Rubio, der erste Kolumbianer der den Mount Everest bezwungen hat, für seine Besteigung im Jahr 2001 mit dem leckeren Vollrohrzucker ausgerüstet.

 

Text und Foto: Oliver Schmieg

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